Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs im März 1938, die massive antisemitische Exzesse nach sich zogen, verschärfte sich die Fluchtsituation von als Juden verfolgten Menschen in den annektierten Gebieten dramatisch. Auch im Deutschen Reich versuchten unzählige Verfolgte der radikalisierten deutschen Judenpolitik durch Flucht zu entgehen.
Initiative Roosevelts
Zahlreiche westeuropäische Staaten verschärften angesichts der massiven Einwanderungswelle die Einreise: Verfolgte wurden an der Einreise gehindert, die bürokratischen Hürden massiv erhöht.
In dieser Situation lud der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt zu einer internationalen Flüchtlingskonferenz in den französischen Badeort Évian-les-Bains am Genfer See. Vertreten waren die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, die Niederlande, Belgien, die Schweiz, Schweden, Norwegen, Dänemark, Irland, Kanada, Australien, Neuseeland sowie nahezu alle mittel- und südamerikanischen Staaten. Polen und Rumänien, die in dieser Zeit selbst eine stark antisemitische Politik vertraten, entsandten Beobachter. Das Deutsche Reich, Italien, Japan, die Sowjetunion, die Tschechoslowakei und Ungarn waren nicht eingeladen.
Ohne echtes Ergebnis
Im Ergebnis sträubten sich die meisten Staaten, ihre Grenzen für als Juden Verfolgte zu öffnen. Vertreter aus osteuropäischen Staaten forderten sogar, dass auch die ‚Judenfrage‘ ihrer Länder durch Auswanderung gelöst werden müsse. Letzlich wurde lediglich ein Intergovernmental Committee on Refugees eingerichtet, das in Absprache mit deutschen Stellen die Emigration von als Juden Verfolgten regulieren sollte, dessen Wirkung aber letztlich von den historischen Ereignissen – den Novemberpogromen und 1939 dann dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – überholt wurde.
Zum Thema aktuell auch SPIEGEL ONLINE unter: http://www.spiegel.de/einestages/konferenz-von-evian-1938-kein-asyl-fuer-juedische-fluechtlinge-a-1216376.html