„Synagogen werden rauchen“ – Der sächsische Gauleiter Martin Mutschmann und die Pogrome (3)

Dass Martin Mutschmann den wirtschaftlichen Ausschluss der Juden durch die der Pogromgewalt folgenden Verordnungen als antisemitischen Meilenstein ansah, belegt sein Rückblick auf das Jahr 1938 in der nationalsozialistischen Zeitung ‚Der Freiheitskampf‘.

Die ‚Judenfrage‘ endgültig gelöst

Zu dem Attentat auf den Pariser Botschaftsmitarbeiter und den Pogromen schrieb er dort:

„Im Jahre 1938 wurde in Deutschland die Judenfrage endgültig gelöst! Die Schüsse, mit denen der Jude Grünspan den deutschen Botschaftsrat vom Rath niederstreckte, um damit Deutschland zu treffen, haben zwar ein blühendes Menschenleben ausgelöscht, aber dem Judentum selbst den größten Schlag gegeben. Das Judentum hat sich mit diesem organisierten Mord selbst den schlechtesten Dienst erwiesen. Ein einziger Schrei der Empörung über diesen Judenmord ging durch das antisemitisch eingestellte deutsche Volk hindurch und die Staatsführung brauchte tatsächlich nur dem spontanen Willen des Volkes Rechnung zu tragen, als sie die drakonischen wirtschaftlichen Maßnahmen gegen die Juden in Deutschland erließ. Während die Nürnberger Gesetze die Reinerhaltung des deutschen Blutes vor dem Juden sicherstellten, bringen die jetzigen Verordnungen gegen die Juden auch die wirtschaftliche Befreiung des deutschen Volkes von den jüdischen Parasiten“ (Mutschmann, Martin: 1938 – das stolze Jahr Großdeutschlands, in: Der Freiheitskampf, 1 (01.01.1939), S. 1 f., hier S. 2).

Mutschmann wiederholte dabei auch die Mär vom ‚spontanen Volkszorn‘. Die tatsächlich vor allem durch die NSDAP organisierte Gewalt blendete er in dem Beitrag vollkommen aus.

Für den Hinweis auf Mutschmanns Zeitungsbeitrag danke ich Prof. Dr. Mike Schmeitzner, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung Dresden.

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