Der Tod des deutschen Diplomaten vom Rath in Paris am Nachmittag des 9. November 1938 hatte zur Folge, dass vor allem Reichspropagandaminister Joseph Goebbels eine Ausweitung der bislang lokal begrenzten Pogrome in Auge fasste.
Hitlers Entscheidung
In München, wo sich die Parteiprominenz anlässlich des 15. Jahrestags des Hitler-Ludendorff-Putschs von 1923 versammelt hatte, sprach er gegen 18 Uhr länger mit Hitler, den er schließlich zu überzeugen vermochte. Im seinem Tagebuch notierte Goebbels unter dem 10. November 1938: „Ich trage dem Führer die Angelegenheit vor. Er bestimmt: Demonstrationen weiterlaufen lassen. Polizei zurückziehen. Die Juden sollen einmal den Volkszorn zu verspüren bekommen. Das ist richtig. Ich gebe gleich entsprechende Anweisungen an Polizei und Partei. Dann rede ich kurz dementsprechend vor der Parteiführerschaft. Stürmischer Beifall. Alles saust gleich an die Telephone. Nun wird das Volk handeln.
Einige Laumänner machen schlapp. Aber ich reiße immer wieder alles hoch. Diesen feigen Mord dürfen wir nicht unbeantwortet lassen. Mal den Dingen ihren Lauf lassen.“
Das Fernschreiben Heydrichs
Gegen 23 Uhr beginnt dann die Organisation der Gewalt, von der selbst Reinhard Heydrich und Heinrich Himmler, der Chef der deutschen Polizei, zunächst überrascht wurden. Erst um 1:20 Uhr sendete Heydrich ein Blitz-Fernschreiben an alle Staatspolizei(leit)stellen, das die bevorstehende Gewalt ankündigte, Festnahmen von Juden anordnete und die Polizei aufforderte, den Ausschreitungen nicht entgegenzutreten. Lediglich bei Gefährdung deutscher Bürger und deutschen Eigentums sowie bei Plünderungen solle eingeschritten werden.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Pogrome vielerorts bereits im vollen Gange.