Monthly Archives: Januar 2019

Ausstellungseröffnungen in Annaberg-Buchholz und Dresden

Übermorgen und am kommenden Dienstag werden die Teile Chemnitz/Südwestsachsen und Dresden/Ostsachsen der Ausstellung BRUCH|STÜCKE – Die Novemberpogrome in Sachsen an neuen Orten geöffnet. Ergänzt werden sie um jeweils eine neue lokale Tafeln.

Beide Ausstellungen sind öffentlich und können kostenfrei besucht werden.

Berufliches Schulzentrum für Ernährung, Technik und Wirtschaft des Erzgebirgskreises
(Ausstellungsteil Chemnitz/Südwestsachsen mit neuer Tafel zu Annaberg)
25. Januar – 15. Februar 2019
geöffnet werktags, Mo-Fr 08:00-16:00 Uhr

Bärensteiner Straße 2
09456 Annaberg-Buchholz

Sächsischer Landtag (Altbau), Fraktionsbereich B90/Die Grünen
(Ausstellungsteil Dresden/Ostsachsen mit neuer Tafel zu Dresden)
29. Januar – 31. März 2019
geöffnet werktags, Mo-Fr 09:00-18:00 Uhr
[zu den regulären Öffnungszeiten des Sächsischen Landtags; Achtung: Am Einlass zum Altbau muss ein gültiges Personaldokument vorgelegt werden]

Bernhard-von-Lindenau-Platz 1
01067 Dresden

Eröffnung: 29.01.2019, 17:00 Uhr [Einladungskarte]

Neue Publikationen (1): Kellerhoff, Ein ganz normales Pogrom, 2018

Anlässlich des 80. Jahrestags der Novemberpogrome erschienen auch mehrere neue Veröffentlichungen zu den Gewaltereignissen. Sven Felix Kellerhoff, ein ausgewiesener Fachmann für die Thematik, publizierte mit „Ein ganz normales Pogrom“ (Stuttgart: Klett-Cotta 2018) eine gut lesbare Mikrostudie, die sich dem Pogrom im kleinen Örtchen Guntersblum zwischen Mainz und Worms zuwendet.

Aufmerksam wurde Kellerhoff auf den Ort aufgrund von Fotos, die die Demütigung von sechs als Juden verfolgten Guntersblumern zeigen, die durch die Straßen getrieben und misshandelt wurden.

Parallelen zu Sachsen

Auch, wenn diese Studie sich nicht mit einem sächsischen Ort beschäftigt, so zeigt sie doch Parallelen zu den hiesigen Pogromereignissen: Auch in Sachsen wurden etwa in Bautzen oder in Wilthen als Juden verfolgte Menschen vor den Augen zahlreicher Zuschauer immer wieder körperlichen Übergriffen und Demütigungsritualen ausgesetzt.

Und wie in Guntersblum kam es auch hier oft zu Plünderungen, die teils schon kurz nach den Ereignissen durch NSDAP-Stellen untersucht und auch geahndet wurden – so etwa in Meißen. Die eigentlichen Strafverfahren folgten dann jedoch erst nach 1945. Diese weiter und genauer zu untersuchen, bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten.

Kellerhoffs Studie zeigt jedenfalls einmal mehr, dass sich die Pogrome eben nicht allein auf die Großstädte beschränkten, sondern gerade in den kleinen Orten aufgrund der persönlichen Nähe der dort Lebenden eine besondere Dimension besaßen. Nach 1945 oft verschwiegen, gehören sie inzwischen in vielen Fällen zum Bestandteil der lokalen Erinnerungskulturen.

In Guntersblum erinnern so unter anderem seit 2011 insgesamt 23 Stolpersteine an die NS-Verfolgten (S. 196).

Anm.: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es statt „Guntersblum“ fälschlich „Gundersblum“. Der Fehler ist nun behoben, herzlichen Dank für die diesbezügliche Rückmeldung.