Victor Klemperer wendete sich bei seinen Bemühungen um Emigration nach den Novemberpogromen nicht nur an Laura Livingston, sondern – vermittelt über den Kontaktmann des ‚Büros Grüber‘ in Dresden, Max von Loeben – auch an Heinrich Spiero in Berlin (siehe auch Klemperers Tagebucheintrag unter dem 17.01.1939).
Büro Heinrich Spiero (1937-1939)
Wie das ‚Büro Laura Livingstone‘ und das ‚Büro Grüber‘ engagierte sich Spiero, der eigentlich Schriftsteller und Literaturhistoriker war, für als ‚Juden‘ verfolgte Christen.
Spiero selbst war trotz seiner Taufe als ‚Volljude‘ verfolgt. Er leitete zeitweilig die Vereinigung nichtarischer Christen (Paulusbund), die 1937 verboten wurde. 1939 wurde das Büro Heinrich Spiero in das Büro Grüber, die offizielle Hilfsstelle der Bekennenden Kirche eingegliedert. Spiero starb 1947 in Berlin.
Klemperers Hilfeersuchen
In einem Brief vom 15. Januar 1939 schrieb Klemperer an Spiero: „In schwieriger Zeit und von jeder Möglichkeit wissenschaftlichen Arbeitens abgeschlossen, suche ich in einem beliebigen Land und Erdteil einen Lehrposten, der nur meine Frau und mich bescheiden ernähren soll“ (Brief abgedruckt in: Nowojski, Walter; Holdack, Nele (Hg.): Warum soll man nicht auf bessere Zeiten hoffen. Ein Leben in Briefen, Berlin 2017, S. 248-250, hier: S. 249).
Klemperer bot auch an, zu einem Gespräch nach Berlin zu kommen. Eine Antwort auf den Brief ist nicht bekannt. Mit seinen Auswanderungsbemühungen scheiterte Klemperer bekanntlich.
Literaturhinweis:
Rohr, Anna: Dr. Heinrich Spiero (1876-1947). Sein Wirken für die Christen jüdischer Herkunft unter dem NS-Regime, Berlin 2015.