Grynszpan als ‚agent provocateur‘?

Das Attentat von Herszel Grynszpan auf den deutschen Botschaftsmitarbeiter Ernst vom Rath in Paris nährte insbesondere bei Kritikern und Gegnern des nationalsozialistischen Regimes Argwohn: Nicht wenige nahmen an, dass der Attentäter vermutlich von den Nationalsozialisten gesteuert worden sei, um so weitere Maßnahmen gegen die als Juden verfolgten Menschen im Deutschen Reich ergreifen zu können.

Agent provocateur?

Zu jenen Organen, die diese These verbreiteten, gehörte die französische Zeitung ‚L‘ Humanité‘, ein sozialistisches Blatt. Bezüge zum bis heute in der historiografischen Deutung hinsichtlich seiner Urheberschaft umstrittenen ‚Reichstagsbrand‘, der 1933 die Grundlage einer zentralen, wichtige Grundrechte außer Kraft setzenden Verordnung bildete, führte die Zeitung an.
Die Nationalsozialisten selbst deuteten den Sachverhalt freilich gänzlich anders: Sie sahen in dem Attentat einen Beweis für die ‚jüdische Weltverschwörung‘, die sich gegen das Deutsche Reich und die Welt insgesamt richte.