Ein Foto und seine Geschichte (10): Der Abriss der Dresdner Synagogenruine

Als einzigartiges Zeitdokument der Pogromfolgen in Sachsen zeigt ein sogenannter Lehrfilm der Technischen Nothilfe Szenen vom Abriss der Dresdner Synagoge. Darüber hinaus existieren leidglich mehrere Aufnahmen, die die Ruine der Synagoge am 10. und gegebenenfalls am 11. November 1938 zeigen.

Ein Foto der im Abbruch befindlichen Synagoge

Mehr oder weniger durch Zufall stieß ich bei Recherchen im Sommer 2017 doch noch auf eine Aufnahme aus der Abbruchphase, die sich vom 12. bis zum 30. November 1938 erstreckte. Ein Berliner Sammler, der erst vor kurzen verstorbene Wolfgang Haney, verwahrte die Aufnahme in seinem Bestand. Leider konnte er zur Herkunft des Bildes keine Auskunft mehr geben.

Die Aufnahme ist inzwischen auch abgedruckt in: Grabowski, Hans-Ludwig; Haney, Wolfgang (Hg.): Kennzeichen „Jude“. Antisemitismus, Entrechtung, Verfolgung, Vernichtung und die Rationierung von Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern für Juden in Großdeutschland und den besetzten Gebieten 1939 bis 1945, Regenstauf 2014, S. 60.

Bemerkungen zu Aufnahme und Datierung

Haney nahm an, dass das Bild die Synagogenruine im Frühjahr 1939 zeigt. Zu diesem Zeitpunkt war der Abriss allerdings schon abgeschlossen. Da beide Türme auf der Aufnahme noch zu erkennen sind, die Außenmauern des Hauptgebäudeteils aber bereits zu einem großen Teil abgetragen sind, dürfte die Aufnahme wohl etwa Mitte November, in jedem Fall aber vor dem 22. November, an dem der noch verbliebene Treppenturm gesprengt wurde, entstanden sein.

Die Fotografie ist zugleich auch ein Beleg dafür, dass sich auch zu den sächsischen Pogromen mit Sicherheit noch weitere, bislang unbekannte Aufnahmen in privaten Fotoalben oder Sammlungen befinden.

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