Berichte der Exil-SPD über die Pogromgewalt und ihre Folgen (1)

Hinweise zu den Pogromereignissen im Deutschen Reich geben auch Berichte der Exil-SPD von 1939 (sog. Sopade-Berichte; o. A.: Die Judenverfolgungen, in: Deutschland-Berichte [der Sozialdemokratischen Partei] 6 (1939), 7, S. 898–940). Als Quelle sind diese auch als eine Art Stimmungsberichte und damit vor ihrer politischen Funktion zu lesen: Den Widerstand im Deutschen Reich gegen den Nationalsozialismus zu stärken – unter anderem durch die Erwähnung konkreter Beispiele von Protest während der Pogrome. In der Regel sind die abgedruckten Berichte anonymisiert, um Personen im Deutschen Reich nicht zu gefährden.

Berichte von Diplomaten

Dass die Redaktion der Sopade-Berichte offensichtlich gut vernetzt war, zeigen Übersetzungen von Berichten ausländischer Diplomaten. Interessant sind insbesondere auch einige Bemerkungen, denen in der aktuellen Forschung noch nachgegangen werden kann, um ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. So sei die Friedhofskapelle in Leipzig mit zwei oder drei Toten darin abgebrannt worden und hätten die Täter zwar meist Parteiuniformen und -abzeichen abgelegt, allerdings fast immer Dienststiefel getragen (S. 921).

Selbst die Ärzte des Israelitischen Krankenhauses seien verhaftet worden. Letzteres entsprach den Tatsachen: So wurde der Arzt Ludwig Frankenthal vom Operationstisch weg verhaftet. Gleichwohl war das Krankenhaus, das aufgrund der Weigerung der zur Zerstörung aufgeforderten Mitarbeiter der Leipziger Stadtreinigung unbeschadet blieb, ein Zufluchtsort für die in Leipzig verfolgten Menschen.

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