Steinernes Gedenken (2): Eine Gedenktafel in Dresden

Neben der Gedenkstele am Hasenberg nimmt in der Dresdner Altstadt noch eine weitere Gedenktafel an der Kreuzkirche direkt Bezug auf die Pogrome, bettet diese aber insgesamt in den Kontext der Schoa ein. Die 1988 geweihte, von dem Grafiker Martin Hänisch entworfene Tafel entstand auf Initiative des christlich-jüdischen Arbeitskreises „Begegnung mit dem Judentum“.

Kirchliches Schuldeingeständnis

Sie steht für die christliche Anerkennung von Schuld und die Scham darüber, dass man die Vertreibung, Deportation und Ermordung von Juden in Dresden zwischen 1933 und 1945 zugelassen hatte. Die Tafel ist zugleich ein Beleg für die neue Intensität des christlich-jüdischen Dialogs und die zivilgesellschaftliche Erinnerungskultur, die sich in den 1980er-Jahren vertieften.

Inschrift

In Scham und Trauer
gedenken Christen
der jüdischen Bürger dieser Stadt
1933 lebten in Dresden 4675 Juden
1945 waren es 70
Wir schwiegen
als ihre Gotteshäuser
verbrannt, als Juden
entrechtet, vertrieben
und ermordet wurden
wir erkannten in ihnen
unsere Brüder und Schwestern nicht
Wir bitten
um Vergebung und Schalom
November 1988

2 thoughts on “Steinernes Gedenken (2): Eine Gedenktafel in Dresden

  1. Pingback: Eine neue Gedenktafel für die Dresdner Synagoge - BRUCH|STÜCKE

  2. dristau Post author

    Zur Präzisierung: Die Tafel wurde tatsächlich von dem Künstler Karl-Heinz Lötzsch entworfen und von Martin Hänisch umgesetzt. Für diesen Hinweis danke ich Hildegart Stellmacher, Dresden.

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