In Oelsnitz im Erzgebirge richtete sich die Pogromgewalt auch gegen die dortige Filiale des Kaufhauses Schocken.
Ein antisemitischer Zeitungsartikel
Der Oelsnitzer Volksbote berichtete darüber am 10. November 1938:
„Verständliche Folgen der Empörung. Nach Bekanntwerden des Ablebens des durch feige jüdische Mörderhand niedergestreckten deutschen Diplomaten vom Rath haben sich im ganzen Reiche spontane judenfeindliche Kundgebungen entwickelt. Die tiefe Empörung des Volkes machte sich auch in Oelsnitz i. E. in einer antijüdischen Aktion gegen das Kaufhaus Schocken und gegen einen Juden in der Bahnhofstraße Luft. An allen Orten des Reiches ist die Polizei zum Schutze der Juden eingesetzt“ (Oelsnitzer Volksbote 75, 263 (10.11.1938), S. [5]).
Das Kaufhaus als ‚Feindbild‘
Auch hier wurde wieder, im Einklang mit den NS-Presseanweisungen, ein ‚spontaner Volkszorn‘ für die Pogromgewalt verantwortlich gemacht. Die Maßnahmen waren indes durch das Regime organisiert.
In Oelsnitz wie auch in anderen sächsischen Städten – etwa in Chemnitz oder Freiberg – war unter anderem das Warenhaus Schocken Ziel der Pogromgewalt. Eingangsbereich und Schaufenster wurden demoliert. In den Folgetagen standen SA-Männer Wache vor dem Gebäude, dass dann ‚arisiert‘ wurde (siehe dazu Rößler, Horst: Oelsnitz im Erzgebirge. Bildchronik, Bd. 3: 1926-1949, Stollberg 1998, S. 98).
Gerade die Kaufhäuser verkörperten in der nationalsozialistischen Propaganda die ‚jüdische Zersetzung‘ der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Sie waren immer wieder Ziel antisemitischer Publizistik und von Kaufboykotten. Das Oelsnitzer Schocken war so auch schon 1933 vom antisemitischen ‚Boykott‘ betroffen.