Die meisten sächsischen Zeitungen hielten sich strikt an die Vorgaben des Reichspropagandaministeriums. Dies zeigt das Beispiel des Reichenbacher Tageblatts und Anzeigers, der am 10. November über die lokalen Ausschreitungen berichtete.
Darin heißt es wörtlich:
„Kundgebungen gegen Juden in Reichenbach. Wie in anderen Orten, so fanden aus der Erbitterung über den feigen Pariser Mordanschlag heraus gestern abend auch in Reichenbach Kundgebungen gegen die Juden statt. Im Verlaufe dieser Demonstrationen wurden einige hier wohnende Juden in Schutzhaft genommen.“
Euphemismen der Gewalt
Was auf den ersten Blick wie ein beiläufiger Bericht über Demonstration und Verhaftung klingt, war nicht weniger als eine antisemitische Protestkundgebung. Zwei als Juden Verfolgte wurden nach Erkenntnissen von Waltraud Schmidt, die zur Geschichte der Juden im Vogtland forscht, verhaftet. Zudem verschweigt der Zeitungsartikel, dass es auch in Reichenbach zu Ausschreitungen kam.