Zu den Augenzeugen der Pogromereignisse gehörte Reuwen Reiter, der als Horst Reiter 1929 in Chemnitz geboren wurde.
Als Jude verfolgt – Erinnerungen
„Der 09. November 1938 war für uns die Hölle auf Erden.
Am frühen Morgen brande unsere schöne Synagoge am Stefansplatz [d. i. Stephanplatz] lichterloh.
Viele Menschen standen davor. Viele jubelten, aber viele waren auch entsetzt über diese Schandtat.
Ich war dort. Eine Frau neben mir murmelte, so das ich es noch hören konnte, ‚Der liebe Gott wird uns dafür bestrafen‘.
Noch am selben Tag fuhr ein großer Lastwagen mit großen Steinen vor unsere Wohnung (Parterre) am Kassberg und SA Verbrecher in braunen Uniformen mit Harkenkreutzbandarolen am Arm schmissen die Steine in die Fenster. Der Schaden war groß.
Am Abend wurde mein Vater* verhaftet und am nächsten Tag nach Buchenwald verschleppt. Nach 3 Wochen wurde er entlassen. Mein Vater ein kerngesunder Mensch kam schwer mißhandelt nach Hause. Der ganze Körper, von Kopf bis Fuß war mit Blutergüssen überfüllt. Von einem Tritt in die Nieren erkrankte er an einer Nierenkrankheit, an der er nach langem schwerem Leiden im Februar 1944 verstarb“ (zit. in unveröffentlichten Lebenserinnerungen, S. 3, Fehler im Original).
* Gileil Reiter (1878-1944), arbeitete als Ingenieur bei den Diamant-Fahrradwerken.
Reuwen Reiter überlebte das Lager Theresienstadt . Er ließ sich 1948 in Israel nieder. Bei Besuchen in Chemnitz berichtete er auch über seine eigene Lebensgeschichte.
Ich danke der Familie Brandt für die Hinweise zur Biografie Reiters.
Zu Reuwen Reiter u. a.: Nitsche, Jürgen: Reuwen Reiter – ein Chemnitzer Jude in Israel, in: Jüdisches Chemnitz. Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde Chemnitz (2016), Nr. 8.