In Sachsen kamen am 10. November 1938 mindestens drei Menschen in direkter Folge der Pogromgewalt ums Leben. Neben Felix Benno Cohn und Rachmiel Preismann in Leipzig traf dieses Schicksal den Geschäftsführer des Chemnitzer Warenhauses Tietz, Hermann Fürstenheim.
Erinnern an die Menschen von 1938
Jürgen Nitsche, der sich intensiv mit der Geschichte der Juden in Mittweida, Chemnitz und Annaberg-Buchholz befasst, hat in der aktuellen Ausgabe des Amtsblatts der Stadt Chemnitz einen kleinen Beitrag zur Erinnerung an Fürstenheim verfasst. Der seit 1904 in Chemnitz lebende Fürstenheim wurde von vier SA- und SS-Männern in den Keller seines Hauses auf den Kaßberg gezerrt und dort mit mehreren Schüssen erschossen. Der Überfall und auch die Tat erfolgten ganz offensichtlich gezielt – ein vorsätzlicher Mord also. Strafrechtlich verfolgt wurden die Täter indes zunächst nicht, sondern lediglich vom Obersten Parteigericht der NSDAP verwarnt. Die Erosion des Rechtsstaats war zu dieser Zeit bereits zu weit fortgeschritten.
Nach 1945 musste nur einer der Täter für seine Tatbeteiligung ins Gefängnis. Ein Mittäter wurde mangels Beweisen freigesprochen. Die anderen mussten sich anscheinend nie vor Gericht verantworten.
Lit.: Nitsche, Jürgen: Erinnerung an einen Chemnitzer: Hermann Fürstenheim, in: Amtsblatt Chemnitz 29, 45 (09.11.2018), S. 5.
Jürgen Nitsche hat sich in einem weiteren Beitrag im Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde Chemnitz (Jüdisches Chemnitz, 9/2018) auch den weiteren Opfern des Novemberpogroms von 1938 zugewendet.