Obwohl ich bislang nur wenige Augenzeugenberichte zu den Dresdner Geschäftszerstörungen kenne, bildeten sie mit großer Sicherheit einen, wenn nicht gar den zentralen Gesprächsstoff der nächsten Tage.
Gespräch unter Schülern
Wie in Leipzig, so waren die Pogromzerstörungen auch in Dresden Gesprächsthema unter Schülern. Dabei ging es auch um zerstörte Geschäfte, wie Horst Winkler in seiner Autobiografie 1970 erinnerte: „Am 10. November sprachen alle Schulkameraden über den Sturm der SA durch die Dresdner Hauptgeschäftsstraßen. Jüdische Geschäfte hätten sie zertrümmert. Bei Pelz-Hirsch in der Prager Straße habe man alle Pelze geklaut.“
Er benennt dabei eines der Geschäfte, die konkret vom Pogrom betroffen waren: Das Modewaren- und Pelzgeschäft Hirsch & Co. auf der Prager Straße 6/8, das unter anderem Mitgliedern der Familie Merländer gehörte.
Der 1922 Geborene, der sich der Ereignisse im Nachhinein erinnerte, die er als Jugendlicher erlebt hatte, offenbarte in seinen Aufzeichnungen auch die seither stattgefundene Auseinandersetzung und sein allgemeines Wissen um die Pogromereignisse, wenn er im selben Atemzug schreibt: „Wie in Dresden hatten sie in ganz Deutschland gehaust …
Siebentausendfünfhundert jüdische Geschäfte zerstört, einhundertsiebenundsiebzig Synagogen in Flammen gesetzt, sechsundneunzig Betsäle [die Zahlen waren deutlich höher – Anm. DR] geschändet! Das war die ‚Kristallnacht‘.“
Zit. nach: Winkler, Horst: Einer vom Jahrgang 22. Autobiographie, Berlin 1970, S. 92 f.