In einem Beitrag von 2010 führt die Bundeszentrale für politische Bildung den Begriff ‚Reichskristallnacht‘ neben neun weiteren als sogenannte Stigmavokabel aus der Zeit des Nationalsozialismus auf. Abgesehen davon, dass der Beitrag noch mit den altbekannten und viel zu niedrigen Zahlen mit Blick auf die zerstörten Synagogen und die im Zuge oder in der Folge der Pogrome umgekommenen Verfolgten arbeitet, wird kurz auf den Ursprung des Begriffs eingegangen: Einerseits, so heißt es, könne ‚Reichskristallnacht‘ aus dem Berliner Volksmund stammen, andererseits habe ein Zeitzeuge den Begriff dem Berliner Kabarettisten und Schriftsteller Werner Finck zugeschrieben.
Ein Zeitzeuge erinnert sich
In einem Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung vom 4. Dezember 1998 meinte sich der besagte Zeitzeuge zu erinnern, wie Finck den Begriff in ironischer Deutung verwendet habe. Gesichert ist dies allerdings bis heute nicht – ganz im Gegensatz zur Verwendung des Begriffs durch einen NS-Beamten 1939.
Zum Begriff siehe auch: Eitz, Thorsten; Stötzel, Georg: Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch, Hildesheim 2007, 523-531.