Der Pogrom in Borna – Nachtrag zu Frederic Rose und zur didaktischen Vermittlung der Pogromthematik

Über das Schicksal von Siegfried (später: Frederic) Rose, der 1938 gerade einmal 17 Jahre alt war, und des während der Pogrome niedergebrannten Kaufhauses ‚Britania‘ der Familie in Borna, habe ich bereits in anderen Blogeinträgen berichtet.

Projekt des Landesfilmdienstes

Rose stellte seine Erlebnisse auch für das ab 2011 vom Landesfilmdienst Sachsen e.V. durchgeführte Modellprojekt „Begegnungen. Historisches Lernen an Biografien. Ein Modellprojekt zur Erziehung nach Auschwitz“ zur Verfügung. Das von Andrea Geyer konzipierte Projekt richtete sich an Kinder zwischen 8 und 12 Jahren..

Als Ereigniszeuge und Verfolgter stellte Rose seine eigene Biografie und die Erlebnisse in der Zeit der Verfolgung unter den Nationalsozialismus nochmals vor. Er berichtete dabei auch noch einmal über die Pogromereignisse, die er in Borna erlebte:

„In dieser Nacht stürmten Nazis die Wohnung meines Onkels in Borna, verwüsteten sie und brannten letztlich unser Geschäft nieder. Ich war in dieser Nacht in Borna. Mein Onkel Calet und ich wurden von umherfliegenden Steinen verletzt und danach verhaftet. Wir verbrachten die Nacht im Landstreicherkerker im Reichstor und die folgende im damaligen Stadtgefängnis direkt hinter dem Amtsgericht. Dann wurden wir mit einem offenen Sammel-LKW in ein Sammellager nach Leipzig gebracht. Meine Familie musste später unterschreiben, dass sie den Brand selbst gelegt hatten und das Geschäft auf eigene Kosten wieder renovieren.

Mit siebzehn Jahren kam ich dann ins Konzentrationslager nach Sachsenhausen. Ich war dort für vier Monate. Eine Londoner Hilfsorganisation hatte von den Verhaftungen gehört und Geld gesammelt, um Einwanderungserlaubnisse für England zu kaufen. Ein Vertreter dieser Organisation ist direkt zu uns ins Konzentrationslager nach Sachsenhausen gekommen und hat zu dem Kommandanten gesagt: ‚Wir haben Einwanderungserlaubnisse nach England, ich möchte die sieben jüngsten Insassen haben.‘ Und ich war einer davon. So kam ich nach England.“

Ergebnisse der Projektarbeit 2012/2013

Für die Jahre 2012 und 2013 bietet das Projekt „Begegnungen“ auch einige Ergebnisse der Arbeit mit Schülern, die sich auch dem Thema der Novemberpogrome und dem Schicksal der Familie Rose zuwendeten – vor allem in Postern und Bildern. Diese zeigen unter anderem das zerstörte Geschäft der Roses in Borna.

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