Im erzgebirgischen Tannenberg nutzte der Pfarrer Johannes Ackermann seine Silvesterpredigt 1938, um auch angesichts der Novemberpogrome die Judenverfolgung als eine Missachtung der Menschenrechte zu verurteilen. Er rief seine Gemeinde zur Buße auf.
Pfarrernotbund und Bekennende Kirche
Ackermann, der seit 1927 in Tannenberg amtierte, war 1933 dem Pfarrernotbund beigetreten, da er die nationalsozialistische Ideologie als nicht vereinbar mit dem christlichen Glauben ansah. Seine Haltung und sein Wirken in der Bekennenden Kirche führten zu Amtsenthebung und zeitweiligem Predigtverbot. 1935 saß Ackermann im berüchtigten Konzentrationslager Sachsenburg ein.
Die Folgen der Predigt
Ackermann wurde in der Folge seiner Predigt im Februar 1939 durch das sächsische Landeskirchenamt seines Amtes enthoben. Das Sondergericht des Landes Sachsen leitete ein Ermittlungsverfahren ein, das später eingestellt wurde. Zudem wurde er im antisemitischen Hetzblatt ‚Der Stürmer‘ diffamiert und bedroht.
Um weiteren Drangsalierungen und Verfahren zu entgehen, melde er sich im Februar 1940 freiwillig zur Wehrmacht. Da er sich auch hier nicht dem eingeforderten bedingungslosen Gehorsam unterordnete, wurde er 1942 in ein Vorkommando versetzt, wo er bald bei einem Gefecht tödlich verwundet wurde.
In Tannenberg erinnern heute ein Gedenkstein in der Nähe der Kirche und der Pfarrer-Ackermann-Platz an seine Person.
Mehr zur Biografie unter: http://saebi.isgv.de/biografie/Johannes_Ackermann_(1900-1942).
Literaturhinweis: Ackermann, Gerhard: In Acht und Bann. Lic. Johannes Ackermann (1900-1942), Leipzig 2015.
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