Ausführlicher auf die Pogrome in Aue ging die Zeitung Erzgebirgischer Volksfreund am 11. November 1938 ein.
‚Schutzhaft‘ und Demonstrationen
In dem kurzen Bericht heißt es:
„Die über den feigen Mord an dem Gesandtschaftsrat vom Rath empörte und aufgebrachte Menschenmenge ist in sämtliche Wohnungen und Geschäfte der in Aue wohnhaften Juden eingedrungen und hat die Einrichtungen zerstört. Sämtliche männliche Auer Juden und ein zufällig sich hier aufhaltender jüdischer Reisender mußten von der Polizei in Schutzhaft genommen werden. Erregte Menschenmengen durchzogen die Stadt und sangen Kampflieder. Im übrigen nahm das Leben in der Stadt seinen normalen Verlauf. Am Abend war die Ruhe vollständig wieder hergestellt“ (Erzgebirgischer Volksfreund 91, 264 (11.11.1938), 1. Bl., S. [1]).
‚Schutzhaft‘ und Konzentrationslager
In ‚Schutzhaft‘ genommen wurden in Aue Dr. E. Eisenberg und Dr. Heinrich Mannes. Beide wurden im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Unklar ist bislang, um wen es sich bei dem ‚jüdischen Reisenden‘ handelt. Denkbar ist auch, dass es sich dabei um eine Person handelte, die bei dem Versuch verhaftet wurde, der Pogromgewalt zu entfliehen.
Dass ‚erregte Menschenmengen‘ durch die Stadt zogen und ‚Kampflieder‘ sangen deutet auch für Aue darauf hin, dass die antisemitische Gewalt hier keineswegs spontan war und aus der Mitte der Bevölkerung entsprang, sondern bestens organisiert vonstatten ging.
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