Auch die Müglitztal-Nachrichten berichteten am 12. November 1938 über die Pogromereignisse – wiederum mit dem Verweis auf die unterstellte ‚jüdische‘ Brandstiftung bei Bamberger & Hertz in Leipzig.
Pogromgewalt in Dresden
Ausführlicher geht das Blatt auf den Synagogenbrand in Dresden ein:
„Dresden. In den frühen Morgenstunden des Donnerstag wurde die Feuerwehr nach der in der Zeughausstraße gelegenen Synagoge gerufen. Die Kuppel des jüdischen Tempels brannte lichterloh und die Wehr mußte sich auf den Schutz der umliegenden Gebäude, vor allem einer angrenzenden Holzhandlung, beschränken. Mit unheimlicher Geschwindigkeit griff der Brand um sich. In der vierten Morgenstunde bildete der ganze Judentempel ein einziges Feuermeer, und unter lautem Krachen brachen die Gewölbe zusammen. Von der Synagoge stehen nur noch die Türme und Mauern und Pfeiler. In zahlreichen jüdischen Geschäften Dresdens wurden die Fensterscheiben eingeschlagen. Verschiedene Personen jüdischer Abstammung wurden in Schutzhaft genommen. Auch in anderen Städten Sachsens kam es zu ähnlichen Kundgebungen gegen die Juden“ (Müglitztal-Nachrichten 54, 91 (12.11.1938), Bl., [3]).
Wortgleiche Beiträge
Der Artikel, der fast wortgleich mit einigen Weglassungen auch im Oschatzer Gemeinnützigen (12.11.1938) und im Nossener Anzeiger (11.12.1938) erschien, nahm offenbar einen Beitrag in den Dresdner Nachrichten vom 11. November 1938 als Grundlage. Dort hieß es ausführlicher – auf die antisemitischen Unterstellungen im Text sei an dieser Stelle nur hingewiesen:
„Größte Empörung gegen Juda in Dresden. Die Synagoge abgebrannt – Zahlreiche Aktionen gegen Judengeschäfte
In den frühen Morgenstunden des Donnerstag wurde die Feuerwehr nach der in der Zeughausstraße gelegenen Synagoge gerufen. Die Kuppel des jüdischen Tempels brannte lichterloh und die Wehr mußte sich auf den Schutz der umliegenden Gebäude, vor allem einer angrenzenden Holzhandlung, beschränken. Mit unheimlicher Geschwindigkeit griff der Brand um sich. In der vierten Morgenstunde bildete der ganze Judentempel ein einziges Feuermeer, und unter lautem Krachen brachen die Gewölbe zusammen. Bereits in den Nachtstunden sammelte sich eine große Menschenmenge an der Brandstätte. Am Vormittag war die abgebrannte Synagoge das Ziel vieler Schaulustiger. Polizei und Feuerwehr sperrten die Brandstätte gegen die Menge ab, aus deren Reihen immer wieder erregte Rufe gegen das Judentum ertönten. Die Entfernung der Davidsterne von den stehengebliebenen Türmen durch die Feuerwehr am späten Vormittag wurde mit großen Beifall aufgenommen. Von der Synagoge selbst stehen nur noch die Türme, Mauern und Pfeiler. Durch die leeren, rauchgeschwärzten Fensterhöhlen sind die Träger des zusammengestürzten Eisengerüstes zu sehen. Das Betreten der Brandstätte ist nicht möglich, da die Gefahr besteht, daß die noch stehengebliebenen Mauern durch herrschenden Wind zusammenstürzen.
Die berechtigte Empörung über die feige jüdische Mordtat kam in Dresden auch am Donnerstagmorgen durch eine Anzahl Kundgebungen zum Ausdruck. Gefolgschaften hiesiger Betriebe nahmen gegen die jüdischen Inhaber Stellung und forderten ihre Entfernung.
In zahlreichen jüdischen Geschäften Dresdens wurden die Fensterscheiben eingeschlagen. Verschiedene Personen jüdischer Abstammung wurden in Schutzhaft genommen.
Auch in anderen Städten Sachsens kam es zu ähnlichen Kundgebungen gegen die Juden“ (Dresdner Nachrichten, 529 (10.11.1938), 3).
Auf die hier vorgegebene Chronologie des Brandes wird noch einzugehen sein – sie ist wohl nicht zu halten.