Steyer erlebte nicht nur die brennende Synagoge, sondern auch die zerstörten Geschäfte der als Juden verfolgten Menschen in Chemnitz.
Zerstörte Geschäfte
In seinem Tagebucheintrag vom 10. November 1938 hielt er dazu fest:
„Die großen Fensterfronten bei den Geschäften wie Schocken, Tietz, Königsfeld waren restlos zertrümmert. In den Hausfluren lagen noch die Latten und Ziegelsteine, die als Geschossen verwendet worden waren. Ein besonders ‚reizvolles‘ Bild boten die Schaufenster, in denen Porzellanwaren ausgestellt waren. Vor einzelnen der demolierten Geschäfte standen noch Polizeiposten zur Absperrung. Die Angestellten räumten die Trümmer weg. Eine einzige Ausnahme hatte man beim Schuhgeschäft Salamander gemacht, das der deutschen Arbeiterfront [Arbeitsfront, DAF] angeschlossen ist.“
Die Meinungen der Mitschüler
In seinem Tagebucheintrag hielt Steyer auch die Meinungen seiner Mitschüler fest – zeitnah zu den Ereignissen, wodurch diese Einschätzungen einen besonderen Quellenwert offenbaren und auch das Wissen der Zeitgenossen zu den Ereignissen offenlegen:
„In unserer Klasse war zu meiner Verwunderung nur einer (Matze), der das wie ich nicht billigte. Einige äußerten sich kaum darüber. Aber den meisten war es eine Freude (auch Heiny) und verschiedene bedauerten, nicht selbst (Wulf Wiehrang??) mitgewirkt haben zu können. (Krause, Uhlig).
Diese ganze Tag soll offenbar die Rache für die Ermordung des deutschen Legationsrates von Rath [vom Rath] in Paris durch den jugendlichen Juden Grynspan darstellen“ (Stadtarchiv Chemnitz, Zeitgeschichtliche Sammlung, ZGSL 83).