Bereits an anderer Stelle wurde auf ein Foto hingewiesen, das den ‚Umzug‘ von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde in Bautzen am 10. November 1938 zeigt. Die Aufnahme ist unter anderem abgedruckt in der der 12. Jahresschrift des Stadtmuseums Bautzen aus dem Jahr 2006 (S. 42).
Hitlerjungen begleiten den Zug
Für Bautzen ist bekannt, dass Schüler extra schulfrei erhielten, um die Pogromerlebnisse selbst sehen zu können. Im unteren Bildbereich auf der einen und auch auf der anderen Seite des ‚Zuges‘ sieht man zahlreiche Hitlerjungen, die an ihren Uniformen erkennbar sind. Sie begleiten die gedemütigten Verfolgten offensichtlich recht belustigt, wenn sich sichtbare Gesichtsausdrücke so deuten lassen.
Antijüdische Parolen
In einem Prozess gegen Bautzener Pogromtäter erinnerte sich später ein Zeuge, dass Bernhard Rosenthal zusammen mit anderen als Juden verfolgten auf der Freitreppe der Villa Hamburger gedemütigt worden sei. Der Zeuge, Helmut Krebs, erinnerte sich, dass zahlreiche Schüler aufmarschiert seien und ‚Juda Verrecke‘, ‚Schlagt die Juden tot‘ und andere Sprüche geschrien hätten. Rosenthal habe daraufhin sein Holzbein abgeschnallt und zusammenbrechend mit den Worten „Der Dank des Vaterlandes ist euch gewiss!“ in die johlende Menge geworfen (Lodni, Erich: Die Bautzener Kristallnacht 1938. Vor 25 Jahren, am 10. Nov. 1938, erlebte Bautzen die unmenschlichen Judenverfolgungen, in: Bautzener Kulturschau 13 (1963), 11, S. 2–5.)