Hilfe für die Verfolgten (5): Marie Luise Pleißner in Chemnitz

In Chemnitz setzte sich die 1891 geborene Marie Luise Pleißner für die als Juden verfolgten Menschen ein. Pleißner, die Deutsch, Religion und Turnen unterrichtete, war aufgrund ihrer antifaschistischen Einstellung 1934 in den Ruhestand versetzt worden. Sie gab später unter anderem Kindern von als Juden verfolgten Familien Unterricht.

Angesichts der Pogromgewalt

Die Pogromereignisse erschütterten Pleißner schwer: Zusammen mit Grete Sumpf fuhr sie ins Berliner Quäkerbüro, um eine öffentliche Stellungnahme der gegen die neue Stufe der Verfolgung zu erreichen. Sie fand jedoch kein Gehör und bemühte sich fortan selbst um die in Chemnitz Verfolgten: Im Februar und März 1939 reiste sie nach England, um bei der jüdischen Gemeinschaft und Verwandten von Chemnitzer Verfolgten für deren Aufnahme zu werben.

Durchs Pleißners Bemühungen sollen einer Frau und mehreren Kindern die Emigration geglückt sein. Im gleichen Jahr trat sie der Gesellschaft der Freunde (Quäker) bei.

Ins Konzentrationslager

Nach Kriegsbeginn 1939 wurde Marie Luise Pleißner wegen pazifistischer Äußerungen denunziert und für neun Monate ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Nach ihrer Freilassung wurde sie weiter überwacht.

Lehrerin und Politikerin

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete Pleißner wieder als Lehrerin und rückte als Mitglied der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDPD) in den Sächsischen Landtag ein. Sie starb 1983.

Gedenkort in Chemnitz

In Chemnitz ist nach Pleißner nicht nur ein Park benannt. Am 3. September 2018 hat der Landesfrauenrat e. V. im Rahmen des Projekts ‚frauenorte sachsen‘ eine Gedenktafel in dem Park eröffnet.

Zur Biografie:

Feurich, Anneliese: „Auf eigene Verantwortung“. Marie Pleißner 1891-1983, in: Kirchliche Bruderschaft Sachsens (Hg.): Juden und Christen. Kinder eines Vaters, Dresden [1988], S. 46–50.
Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) (Hg.): Lebensbilder deutscher Quäker während der NS-Herrschaft 1933-1945. Sammlung von Schicksalen aus der Erinnerung, aus Briefen, Zeitungsartikeln und anderen Dokumenten, Bad Pyrmont 1992, S. 79-82.
Jacobeit, Sigrid; Thoms-Heinrich, Lieselotte: Kreuzweg Ravensbrück. Lebensbilder antifaschistischer Widerstandskämpferinnen, 2., bearb. Aufl., Leipzig 1987, S. 138-146.

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