Hilfe für die Verfolgten (4): Eine katholische Haushälterin hilft in Leipzig den Kindern von Verfolgten

Hilfe erhielt in Leipzig während der Novemberpogrome auch die Familie Schauer. Der Vater Richard Schauer, ein Musikverleger, hatte schon 1933 über die Emigration nachgedacht.

Erinnerungen an den 10. November 1938

Eines der Kinder, die 1924 geborene Hannelore, erinnerte sich rückblickend an die Ereignisse des 10. November 1938. Ihre Eltern seien auf Geschäftsreise in Berlin gewesen und sie sei deshalb allein mit ihrer katholischen Haushälterin Hedwig Mocker in der Leipziger Wohnung geblieben.

Dann geschah Folgendes: „Am Morgen des 10. November [1938] klingelte es bei uns an der Tür und wir wussten von nichts, denn die Straße des 18. Oktober war ja weit von der Stadt entfernt. Und da kam die Gestapo oder Polizei oder was das auch immer war. Sie standen vor der Tür und wollten natürlich meinen Vater haben. Da sagten wir: ‚Nein, der ist nicht da. Er ist verreist.‘ Sie suchten dann die Wohnung erst mal durch, suchten in allen Zimmern, und mein Vater war natürlich nicht zu finden. Also gingen sie weg und sagten dann diesem jungen Fräulein, sie darf nicht meine Eltern warnen oder ihnen irgendwas davon sagen. Dann klingelte aber das Telefon und meine Eltern riefen an aus Berlin. Sie wussten natürlich das alles schon und sagten, dass sie das Auto rüberschicken und mich abholen lassen. Und dieses Frolli, wie wir sie nannten, ließ mich nicht alleine fahren. Sie sagte: ‚Nein, keinesfalls!‘ Und obwohl sie gewarnt worden war, kam sie mit mir nach Berlin und lieferte mich bei meinen Eltern ab und fuhr dann in der Nacht wieder zurück“ (Interview mit Elke Urban, abgedruckt in: Urban, Elke (Red ).: Jüdische Schulgeschichten. Ehemalige Leipziger erzählen, Leipzig 2011, S. 316-324, hier: S. 320).

Über die Biografie der nach der Erinnerung aus dem Sudetenland stammenden Mocker ist bislang weiter nichts bekannt. Ihr Handeln allerdings zeigt, dass selbst bei Androhung von Strafe Hilfe für die Verfolgten möglich war.

Emigration nach England

Nachdem die Familie Schauer sich zunächst in Berlin und Hamburg versteckte, kehrte sie nach Leipzig zurück und verließ im Mai 1939 das Deutsche Reich in Richtung England.

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