Auch die Berichte von den Pogromereignissen in Neustadt bei Sebnitz geben Zeugnis von der Organisation der Gewalt. Diese stand auch den Beobachtern vor Ort vor Augen. Kaum jemandem dürfte entgangen sein, dass der von der nationalsozialistischen Propaganda behauptete „spontane Volkszorn“ tatsächlich, mehr oder weniger gut, durch die NSDAP und ihre Gliederungen organisiert war.
Steine aus einem Auto
In Neustadt fuhr ein Autor vor das Textilgeschäft von Eric Israel in der Böhmischen Straße 19 vor. Aus diesem flogen Steine in die Fensterscheiben des Geschäfts.
In der Einfahrt auf der gegenüberliegenden Straßenseite soll zudem ein Tafelwagen mit der Beschriftung „Judenschwein“ und „Judensau“ gestanden haben. Damit sollte das Ehepaar Israel durch die Stadt gefahren werden. Es konnte aber mit Hilfe des Besitzers des Hauses, des Schneidermeisters Josef Wehland, fliehen.
Organisierte Kundgebung
Die später herabgelassenen Rollläden des Geschäfts wurden mit antisemitischen Losungen beschmiert. Zudem sei es noch zu einer Zusammenrottung gekommen, bei der antisemitische Losungen gebrüllt worden seien.
Der Familie Israel gelang 1939 die Flucht in die USA.
Die Angaben zu den Pogromen in Neustadt (Sachsen) sind entnommen aus:
Bergmann, Herbert: Juden in Sebnitz und ihr Schicksal, Sebnitz/Hinterhermsdorf 1999.