Liest man die zeitgenössischen Zeitungsartikel über die lokalen Pogromereignisse in Sachsen, so finden sich kaum Hinweise auf die gegen die Verfolgten ausgeübte Gewalt. Immer wieder wurden stattdessen Disziplin und Ordnung der angeblich spontan protestierenden Volksgenossen hervorgehoben.
Zwischen den Zeilen
Gleichwohl lassen zwischen den Zeilen immer wieder Hinweise auf Gewalt und körperliche Übergriffe finden: Neben den Zerstörungen von Synagogen, Geschäften und Wohnungen, die in der NS-Presse zu finden waren, gibt es Hinweise auf die Festnahmen und die Angst der Verfolgten – freilich in antisemitischer Deutung.
Gewalt in Glauchau
1998 erinnerte sich ein Meeraner an die Gewalt gegen die Familie Izbicki in Glauchau: „In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 kamen einige Lkw. SA stieg aus und drang ins Haus ein. Sie prügelten Izbicki im Haus und auf der Straße blutig. Einige Hausbewohner machten dabei mit. Einer davon wurde besonders handgreiflich. Er hat dafür nach 1945 anderthalb Jahre gesessen“ [zit. nach Freie Presse vom 27.11.1998). Wie Abraham Izbicki erging es vor allem am 10. November 1938 zahlreichen als Juden verfolgten Männern in Sachsen (vgl. das Beispiel der Familie Rose in Borna).
Ich danke Dr. Günther Bormann, Glauchau, für ausführliche Informationen zu den Pogromereignissen in Glauchau.