Frieda Freise (1886-1938) – eine Ärztin und die zweifache Pogromerfahrung

Zu den Menschen, die als ‚Juden‘ verfolgt wurden, gehörte auch die Chemnitzer Stadtschulärztin Frieda Freise (1886–1938). Bereits in Weißrussland soll sie Zeugin von Pogromen gewesen sein. Sie studierte dann Medizin, ehe sie in Leipzig, Stollberg – hier ließ sie sich 1924 taufen – und Chemnitz wirkte.

Zunehmende Ausgrenzung in der Zeit des Nationalsozialismus

Nach 1933 sah sie sich zunehmenden Repressalien, 1937 gar einer regelrechten Verleumdungskampagne ausgesetzt. Schließlich verlor sie 1938 ihre Approbation. Sie ging nach Bayern, wo sie im November 1938 die Pogrome erlebte – in einem Land, dass sie und viele der anderen Verfolgten lange als Hort der Rechtsstaatlichkeit und des persönlichen Schutzes betrachtet hatten. Und sie war nicht darum verlegen, einen für sie naheliegenden Bezug zu den russischen Pogromen ziehen, wenn sie die Gewalt noch kurz vor ihrem Tod mit den folgenden Worten kommentierte: „Die Nazis sind auch nicht besser als die Bolschewiken“.

 

Die Angaben und das Zitat zu Frieda Freise sind entnommen aus: Nitsche, Jürgen: Die Stadtschulärztin Dr. Frieda Freise (1886-1938) und die „Chemnitzer Mütterschule“. Eine Medizinerin mit jüdischen Wurzeln, in: Heidel, Caris-Petra (Hg.): Die Frau im Judentum. Jüdische Frauen in der Medizin, Frankfurt am Main 2014, S. 143–165.

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