2008 wurde in Meißen im Rahmen der Friedensdekade an die Ereignisse der Novemberpogrome vor siebzig Jahren erinnert. In der Lokalausgabe der ‚Sächsischen Zeitung‘ erschien am 7. November 2008 ein kleiner Artikel, der auch eine Augenzeugin des Meißner Pogroms zu Wort kommen ließ.
Fensterscheiben eingeworfen
Die 96-jährige Frau Kurtzwig erinnerte sich, dass Besuch, den sie bekommen hätten, gefragt habe, was denn auf dem Markt los sei, wo Fensterscheiben eingeschlagen und laute Musik gespielt würden.
Auch das Schaufenster des Geschäfts von Rosel Cohn [gemeint ist wohl Else Cohn] sei zerstört worden, die eine nette Frau gewesen sei und bei der man gern Nähstoffe eingekauft habe. Diese kam 1942 um.
Die Erinnerungen von Frau Kurtzwig zeigen einmal mehr zweierlei: Einerseits, dass es den Kontakt zu den als Juden verfolgten Nachbarn und Mitbürgern gab; andererseits aber auch, dass die Pogrome in aller Öffentlichkeit stattfanden und Gesprächsthema unter den Zeitgenossen waren.
Die meisten Zeitzeugen, die heute noch über die Gewalt und Zerstörung des November 1938 berichten können, waren damals noch Kinder – und so bleiben oft nur Erinnerungsbruchstücke. Jene, die die Pogrome als Erwachsene erlebten, sind inzwischen verstorben – so mit Sicherheit auch die 2008 schon hochbetagte Frau Kurtzwig.