Für Bautzen ist eine Fotografie überliefert, die den ‚Zug der Juden‘ durch die Schulstraße am 10. November 1938 zeigt. Zu erkennen sind auf der Aufnahme auch Schulkinder, die offensichtlich von ihren Lehrern extra frei bekommen hatten.
Sieben Stunden durch die Stadt
In Bautzen wurden die Verfolgten zunächst im Garagenhof Brückner gesammelt. Anschließend wurden sie sieben Stunden lang kreuz und quer durch die Stadt getrieben worden. Dabei mussten sie Schilder mit der Aufschrift ‚Jude‘ und ‚Saujude‘ tragen, außerdem ‚Juda verrecke!‘ rufen und Klingeln läuten. Auch hier sollte die Gewalt also vor möglichst vielen Augen stattfinden. Zudem kam es zu körperlichen Übergriffen.
‚Sportübungen‘ und Todesdrohung
Auf dem Kornmarkt hätten auch die älteren Männer und Frauen Kniebeugen und ähnliche Übungen machen müssen. Abschließend wurden die Gedemütigten vor das Gerbertor geführt, um sie in die Spree zu werfen. Dieses Vorhaben wurde allerdings nicht umgesetzt. Nach dem Rückmarsch auf den Hauptmarkt wurden die Verfolgten dann in ihre nicht selten bereits zerstörten Wohnungen entlassen.
Die Aufnahme
Die Aufnahme, die im Stadtmuseum Bautzen überliefert ist, deren genaue Herkunft ich bislang noch nicht klären konnte, zählt zu den wenigen Fotografien von den sächsischen Pogromereignissen, die direkt die Gewalt und Demütigungen gegen die Verfolgten zeigen. Sie ist unter anderem abgedruckt in der der 12. Jahresschrift des Stadtmuseums Bautzen aus dem Jahr 2006 (S. 42).
Einer der ersten Abdrucke der Aufnahme erfolgte bereits 1963 bei Erich Lodni (Lodni, Erich: Die Bautzener Kristallnacht 1938. Vor 25 Jahren, am 10. Nov. 1938, erlebte Bautzen die unmenschlichen Judenverfolgungen, in: Bautzener Kulturschau 13 (1963), 11, S. 2–5, hier: S. 3).
Zu den Bautzener Pogromereignissen siehe außerdem: Diamant, Adolf: Materialien zur Geschichte der Juden in der Deutschen Demokratischen Republik – ein wissenschaftliches Fragment, Frankfurt am Main 1984, S. 128-135.
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