Die Zionskirche in Dresden: Namensstreit im Angesicht der Pogrome

Die sächsischen Pogromereignisse zeitigten an einigen Stellen aus heutiger Sicht seltsam erscheinende Auswüchse, auch in Kirchenkreisen

Die Forderung der Umbenennung der Zionskirche am 10. November

In Dresden wendete sich der Präsident des Evangelisch-lutherischen Landeskirchenamts Sachsen, der seit 1925 der NSDAP angehörende Jurist Johannes Klotzsche, an den Kirchenvorstand der Zionskirchgemeinde. Er forderte einen Eilbeschluss zur Umbenennung der Kirche, da man – mit Blick auf die Pogromgewalt der vorhergehenden Nacht – nicht wissen könne, was in der kommenden Nacht noch passieren werde. Der am Kirchengebäude angebrachte Spruch „Lobe Zion Deinen Gott“ sollte verdeckt werden.

Fortsetzung des Namensstreits

Die Gemeindeverantwortlichen um Pfarrer Ringulf Siegmund waren nicht bereit, der Forderung einfach nachzukommen. Letztlich entschied die Kirchenkanzlei in Berlin, dass der Name Zion durchaus nicht als ‚jüdisch‘ anzusehen sei, sondern zum christlichen Sprachgebrauch gehöre. Sollten allerdings lokale Umstände eine Umbenennung einer Kirche erfordern, so wäre diese zu bedenken.

Obwohl die Entscheidung die Möglichkeit der Umbenennung eröffnete, änderte sich in Dresden erst einmal nichts. Der in der Südvorstadt befindliche Kirchenbau wurde schließlich bei den Luftangriffen 1945 zerstört. Die überdachte Ruine dient der Stadt Dresden heute als Lapidarium.

Kirchenumbenennung in Bremen

Anders, als in Dresden, entschied man im Dezember 1940 in Bremen: Die dortige, zur St.-Pauli-Gesamtgemeinde gehörende Zionskirche wurde mit Zustimmung der Gemeindeleitung in Kreuz-Kirche umbenannt.

Auch wurden in Kirchen immer wieder hebräische Inschriften wie Symbole entfernt und ‚eingedeutscht‘. Nicht anders erging es vor allem in deutschchristlichen Kreisen mutmaßlich ‚jüdischen‘ Textteile in Kirchenliedern.

Die Grundlage für diesen Beitrag bildet:

Röhm, Eberhard; Thierfelder, Jörg: Juden, Christen, Deutsche, 1933-1945, Bd. 3, 2, Stuttgart 1995, S. 59–71.

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