Im Rahmen der sogenannten Kindertransporte wurden auch in Sachsen Kinder von ihren Eltern getrennt.
Transport von Dresden nach England
Zu ihnen gehörte die 1925 geborene Claire Ruth David aus Dresden. Sie erinnerte sich rückblickend, dass sie nach dem Pogrom für einen Transport nach England ausgesucht worden sei:
„Zwei meiner Schulfreunde gingen auch mit. Alles wurde extrem schnell organisiert. Wir begriffen kaum, was um uns herum geschah, und plötzlich verbrachte ich die letzte Nacht zuhause. Wie schlimm müssen sich meine Eltern in dem Wissen gefühlt haben, dass sie ihre Kinder vielleicht nie wiedersehen würden.
Nach meiner Ankunft in England verbrachte ich einige Wochen in einem Aufnahmelager in Dovercourt. Ich war unglücklich, weil ich von meinen zwei Schulfreunden getrennt worden war. Diese wurden nach Süden geschickt und ich wurde zu zwei alten Damen in Wallasey bei Liverpool gebracht. Sie waren sehr nett zu mir. Ich fing an, zur Schule zu gehen und Englisch zu lernen. Ich arrangierte mich mit meinen neuen Lebensumständen, vermisste aber mein Zuhause und meine Familie sehr und wartete voller Sorge auf Nachricht von ihr. Bis zum Ausbruch des Krieges schrieben wir uns regelmäßig. Danach hörte ich nie wieder etwas von ihnen“ (zit. im englischen Original in: Leverton, Bertha; Lowensohn, Shmuel (Hg.): I Came Alone. The Stories of the Kindertransports, Sussex 1990, S. 62).