Mit den technischen Möglichkeiten zur Erstellung digitaler Architekturmodelle wurde es ab den 1990er-Jahren möglich, auch zerstörte Synagogen virtuell zu rekonstruieren.
Das Projekt der Technischen Universität Darmstadt
1995 begann das Fachgebiet CAD in der Architektur der Technischen Universität Darmstadt mit der Sammlung von Material zu Synagogenbauten im deutschen Raum. Eine Datenbank erfasste schrittweise über 2.200 Gebäude.
Vor allem aber rekonstruierte das Team um Professor Manfred Koob und Diplomingenieur Marc Grellert mehrere Synagogenbauten, die den Novemberpogromen von 1938 zum Opfer gefallen waren. Ziel war nicht allein, den kulturell-architektonischen Verlust offenzulegen, den die Zerstörung der jüdischen Sakralarchitektur bedeutete. Es ging vielmehr auch um die Frage, inwiefern die digitalen Rekonstruktionen neue Formen des kulturellen Gedächtnisses und der Erinnerung hervorbringen würden.
Sächsische Synagogen in digitaler Rekonstruktion
Unter den rekonstruierten Synagogen finden sich auch drei der 1938 zerstörten jüdischen Glaubensorte in Sachsen: Die Dresdner, Leipziger und Plauener Synagoge. Online können sowohl Außen- als auch Innenarchitektur eingesehen werden.
Im Jahr 2000 präsentierte das Darmstädter Team seine Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellung, die nicht nur Bilder, sondern einen filmischen Zugang (3D-CAD-Film) in die rekonstruierten Synagogen erlaubt.
Literaturhinweis:
Grellert, Marc: Immaterielle Zeugnisse. Synagogen in Deutschland, Bielefeld 2007.
Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet CAD Architektur in der; Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland; Institut für Auslandsbeziehungen (Hg.): Synagogues in Germany. A Virtual Reconstruction, Basel/Boston/Berlin 2004.
Zum Anliegen und den Motiven des Darmstädter Forscherteams außerdem:
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