Als dritte Dresdner Zeitung neben ‚Der Freiheitskampf‘ und den ‚Dresdner Neuesten Nachrichten‘ berichtete der ‚Dresdner Anzeiger‘ am 10. November 1938 über die Ereignisse am Vorabend. Auch hier finden sich mit den anderen Zeitungen weitgehend übereinstimmende Berichtteile, aber auch einige zusätzliche Details.
Die Uhrzeit der abendlichen Kundgebung
So heißt es:
„Das Bekanntwerden der Nachricht vom Tode des in Paris ermordeten Gesandtschaftsrates vom Rath in den Abendstunden löste auch in Dresden bei allen Volksgenossen gerechte Empörung aus und führte in der zehnten Abendstunde auf dem Rathausplatz zu einer spontanen Kundgebung […]“ (Dresdner Anzeiger, 309 (10.11.1938), S. 6).
Die Kundgebung vor dem Rathaus begann demnach also zwischen 21 und 22 Uhr. Die Nachricht vom Tode vom Raths muss also – zieht man den erforderlichen organisatorischen Vorlauf für die Demonstration mit in Betracht – schon verhältnismäßig früh in Dresden eingetroffen sein.
Ausführlich geht der mit „W. Schl.“ gezeichnete Artikel auch auf die antisemitischen Hetzreden Hinklers und Walters sowie den Protestmarsch durch die Innenstadt ein. Entscheidend ist aber, dass wir hier einen konkreten Anhaltspunkt für den Zeitpunkt der Kundgebung haben, die etwa im gleichen Zeitfenster wie Goebbels‘ Rede vor den Parteiführern in München stattgefunden haben soll.