Nach wie vor ist nicht eindeutig gesichert, ob es in Kamenz im Kontext der Novemberpogrome von 1938 zu antisemitischen Aktionen kam. Ein Zeitungsartikel von Anfang 1991 hatte nahegelegt, dass es dort zwar nicht zu Zerstörungen gekommen, aber ein Geschäft beschmiert worden sei.
Adolf Grünberger (1864-1945)
Neue Recherchen legen nun nahe, dass es sich dabei um das Geschäft des Kaufmanns Adolf Grünberger in der Schulstraße 2 gehandelt haben könnte. Der 1864 im oberschlesischen Plania geborene Grünberger stammte aus einem jüdischen Elternhaus, war aber zum Protestantismus konvertiert.
In Kamenz engagierte Grünberger sich ehrenamtlich: Er wirkte im Gewerbeausschuss und im Vorstand des Militärvereins. Nach 1933 verlor er diese Posten, wurde verfemt und geächtet. Schließlich kam er mit 79 Jahren ins Konzentrationslager Buchenwald, wo er am 31. März 1945 verstarb.
Erinnern in der Lessing-Stadt
Heute ist in Kamenz eine Straße nach Grünberger benannt. Ein Stolperstein erinnert an sein Schicksal. Ob beziehungsweise wie Grünberger und sein Geschäft am 9./10. November 1938 vom Pogrom betroffen waren, bleibt indes nach wie vor offen.
Literaturhinweis: Rostowski, Dieter: Zum Gedenken an Adolf Grünberger, in: Lausitzer Almanach (2008), 3, S. 110 f.