Nicht selten nehmen sächsische Ortschroniken, die von Heimatforschern und Historikern vor Ort erstellt wurden, für das Jahr 1938 auch Bezug auf die Pogrome. Dies ist auch für Zwönitz der Fall (Schneider, Uwe: Chronik der Stadt Zwönitz 960-1945. Ein Handbuch, 2. Aufl., Zwönitz 2016).
Die Chronik berichtet nicht nur von der Verschärfung der antisemitischen Propaganda ab Jahresbeginn. Vielmehr führt sie auch auf, dass am 10. November 1938 der „einzige in Zwönitz lebende, und mit einer deutschen Frau verheiratete kinderlose Jude Karl Cohn […] verhaftet und ins KZ-Buchenwald überführt“ worden sei (S. 389).
Das Leben und die Verfolgung von Karl Cohn (1887-1980)
Cohn, der am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, war 1922 zum evangelisch-lutherischen Glauben konvertiert. Er arbeitete für die Pappenfabrik Koch. Es sei dem Einsatz seines Arbeitgebers Hellmut Koch zu verdanken gewesen, dass Cohn am 1. Dezember 1938 wieder nach Zwönitz zurückkehren konnte. Ab September 1941 musste er dann den gelben Stern tragen und sich am 11. Februar 1943 auf eigene Rechnung ins Konzentrationslager Theresienstadt begeben.
Er kehrte im Juni 1945 nach Zwönitz zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte (S. 389, 402, 408).