Die erste ausführliche Gesamtdarstellung zur Geschichte der Juden in Chemnitz beziehungsweise Karl-Marx-Stadt publiziert 1970 Adolf Diamant. Diamant, der 1924 in Chemnitz geboren wurde, musste 1938 die Schule verlassen. Er überlebte das Ghetto Lodz, Auschwitz und die Zwangsarbeit. Nach dem Krieg beschäftigte er sich intensiv mit der Geschichte der sächsischen jüdischen Gemeinden. Ab Mitte der 1950er-Jahre lebte er in Frankfurt an Main.
Die Zerstörung der Chemnitzer Synagoge
Akribisch sammelte Diamant auch Material zur Chemnitzer Jüdischen Gemeinde und befragte Zeitzeugen. Einen der von ihm gesammelten Berichte zu der Pogromgewalt stammte von Walter Fuchs aus dem Jahr 1968. Darin heißt es:
„In den Abendstunden des 9. Novembers, etwa gegen 19.00 Uhr wälzte sich eine Horde, offensichtlich auch alkoholisierter Personen, die Mutschmannstraße (benannt nach dem NS Gauleiter) herauf.
Vor der Synagoge wurde ein großer Menschenauflauf und plötzlich war das Eisentor offen. In den Vorgarten stürmten SA Männer und auch fanatisierte Jugendliche waren dabei. Sie schlugen auf das Hauptportal der Synagoge ein, bis dieses unter den Hieben aufging. Einige Männer in Zivil schleppten Kanister mit irgendeiner Flüssigkeit in das Gotteshaus. Während die Menge auf der Straße grölte, begannen aus der Synagoge Flammen zu schlagen.
Plötzlich kam ein Lastauto mit SA-Männern zwischen denen offensichtlich Juden standen und schauten dem Brand zu“ (abgedruckt in: Diamant, Adolf: Chronik der Juden in Chemnitz heute Karl-Marx-Stadt. Aufstieg und Untergang einer jüdischen Gemeinde in Sachsen, Frankfurt am Main 1970, S. 133).
Der Augenzeuge berichtete auch, dass prominente Chemnitzer Juden, darunter auch der Gemeinderabbiner Dr. Hugo Fuchs, misshandelt und zum Brandort gefahren worden seien, wo sie der Vernichtung der Synagoge hätten zusehen müssen. Die Feuerwehr habe nicht gelöscht. Noch am Morgen des 10. November 1938 habe die ausgebrannte Synagoge geraucht (ebd., S. 133).