Im November 2002 feierte Gertrud Ihle aus Chemnitz ihren 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass interviewte sie die Vorsitzende des Chemnitzer Geschichtsverein, Gabriele Viertel. Ihles Onkel Emil Junghanns hatte als Hausmeister der Synagoge gearbeitet. Sie selbst habe für die jüdische Saxonia-Loge gewirkt.
Der Synagogenbrand
Auch den Brand der Synagoge erinnerte Ihle:
„Am 9. November haben wir nur den Schein gesehen, wie die brannte. […] Da war der Himmel hell. Meine Cousine wohnte in der Ahornstraße, die haben direkt gesehen, wie die Synagoge brannte. Wie sie an allen Ecken und Enden angezündet wurde. […] Wir haben das alle gesehen, der Himmel war doch hell. Die große Synagoge, wie die lichterloh gebrannt hat. Und die stand doch auch auf der Höhe“ (Ihle, Gertrud; Viertel, Gabriele: Gespräch mit Gertrud Ihle über ihre Arbeit an der Chemnitzer Synagoge, in: Chemnitzer Geschichtsverein e. V. (Hg.): Chemnitzer Schicksale, Chemnitz 2002, S. 44–52, hier: S. 48).
Ihle berichtete auch, dass sie am Folgetag nicht bei der Synagogenruine gewesen sei, da alles noch geraucht habe und abgesperrt gewesen sei. Zwar hätten die Ruine viele gesehen, doch habe Angst und Schrecken geherrscht (ebd., S. 49).
Ihles Bericht ist ein Beispiel für die Erinnerungen von Personen, die die Pogromereignisse als Erwachsene erlebte. Gleichwohl zeigt das Interview auch, dass der lange zeitliche Abstand die genaue Rekonstruktion des Erlebten erschwert.