Die Zeitung Lommatzscher Anzeiger und Tageblatt liefert unter dem Datum des 11. November 1938 ein Beispiel dafür, dass die reichsweiten und sächsischen Pogrome auch in jenen Orten publik wurden, an denen es nicht zu Gewaltausbrüchen und Verhaftungen kam.
Reich und Region – Pogromberichte
Das Blatt berichtete so von den Synagogenbränden und Geschäftsdemolierungen, die unter anderem in Berlin vorgekommen seien. Weiter heißt es:
„Aus Köln, Lübeck, Leipzig und anderen Städten kommen ähnliche Meldungen.
In Dresden brannte in der Nacht zum Donnerstag die in der Zeughausstraße am Altstädter Aufgang zur Carolabrücke gelegene Synagoge. Das Feuer legte den großen Bau in kurzer Zeit in Asche. Es stehen nur noch die Umfassungsmauern. Die Feuerwehr mußte sich auf den Schutz angrenzender Gebäude beschränken. In zahlreichen jüdischen Geschäften Dresdens wurden die Fensterscheiben eingeschlagen. Die jüdische Schule in der Fröbelstraße wurde geschlossen. Etwa 100 Personen jüdischer Abstammung wurden in Schutzhaft genommen.
Auch in Leipzig, Meißen und anderen Städten ist es zu ähnlichen Demonstrationen gekommen“ (Lommatzscher Anzeiger und Tageblatt 89, 264 (11.11.1938), [2]).
Die kurze und mit Blick auf die Wortwahl relativ moderate Berichterstattung ergänzte auch hier der Bericht über die den Kaufhauseigentümern unterstellte Brandstiftung bei Bamberger & Hertz in Leipzig – in Wahrheit eine Tat von SA-Männern. Die Verhaftung von „[e]twa 100 Personen jüdischer Abstammung“ verweist hier nochmals auf die ‚rassische‘ Einordnung der Verfolgten, vor der auch die Taufe oder Konfessionslosigkeit nicht schützte.