Um und vor allem nach den Pogromen in Sachsen erfolgte auf vielen Ebenen eine Rechtfertigung der antisemitischen Gewalt. Dies erschien umso notwendiger, als viele Zeugen der Pogromereignisse zwar nicht unbedingt Sympathie für Juden hegten, wohl aber über das Ausmaß der Übergriffe und Zerstörungen entsetzt waren.
Die Judenfeindschaft Luthers
Zwischen dem 11. und 13. November 1938 sprach der Rektor der Jenaer Schiller-Universität und Professor der Theologie Wolf Meyer-Erlach (1891-1982) in den Nachversammlungen zu den regimenahen deutschchristlichen ‚Gottesfeiern‘ in Königstein, Heidenau und Pirna. Meyer-Erlach, der ab dem Folgejahr am ‚Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben‘ aktiv mitarbeitete, sprach dabei über Luthers Judenfeindschaft. Aufgerufen hatten zu diesen Veranstaltungen Superintendent Heinrich Leichte (1893–1956).
Weitere Ansprachen in Bad Schandau, Heidenau und Pirna
Nochmals über ‚Luther und die Juden‘ sprach Meyer-Erlach dann Anfang 1939 in Bad Schandau (06.01.1939), Heidenau (07.01.1939) und der Marienkirche in Pirna (08.01.1939). Zu diesem Zeitpunkt hatte bereits der NSDAP-Kreisleiter Walter Elsner die Thematik in einer Veranstaltung der NSDAP-Ortsgruppe Heidenau am 22. November 1938 aufgegriffen: Er habe eine „scharfe Abrechnung mit dem Judentum und seinen heimlichen Freunden“ gehalten.
Zu alldem ausführlich: Jensch, Hugo: Juden in Pirna, aktualis. Aufl., Pirna [2009], S. 34–37.