Die ‚Polenaktion‘ (2): Sachsen

Die ‚Polenaktion‘ traf auch die in Sachsen lebenden Juden polnischer Herkunft. Auch sie wurden ab dem 27. Oktober 1938 aus ihren Wohnungen geholt, in Sammelstellen gebracht und dann meist per Zug an die deutsch-polnische Grenze gebracht. Vielfach unter Androhung von Gewalt wurden sie dann ins Niemandsland getrieben.

Zwickau und Chemnitz

In Zwickau traf dieses Schicksal 73 polnische Juden, die mit drei Autobussen nach Chemnitz gefahren. Von dort wurden sie zusammen mit zahlreichen Chemnitzer Betroffenen mit dem Zug nach Beuthen gefahren und mussten zu Fuß die Grenze überqueren (vgl. Tomaszewski, Jerzy: Auftakt zur Vernichtung. Die Vertreibung polnischer Juden aus Deutschland im Jahre 1938, Osnabrück 2002, S. 121).

Dresden und Leipzig

In Dresden begannen die Ausweisungen schon in den Abendstunden des 27. Oktober. In Leipzig war da zunächst nur der Befehl bekannt, der am Folgetag umgesetzt wurde (ebd., S. 127). Da aus der Messestadt etwa ein Drittel der Gemeindemitglieder von den Abschiebungen betroffen war, bedeutete das Ende zahlreicher orthodoxer jüdischer Gemeinschaften (ebd., S. 133).

Aderlass der Jüdischen Gemeinden

Nach den Angaben des polnischen Historikers Jerzy Tomaszewski trafen die Ausweisungen die sächsischen jüdischen Gemeinden hart. Insgesamt seien 2.804 Personen deportiert worden. Betroffen hätte es in den Polizeidirektionen Dresden 90, in Leipzig 50 und in Chemnitz 78 Prozent der dort lebenden polnischen Juden (ebd., S. 133). Zahlreiche der von den Ausweisungen betroffenen Menschen suchten Schutz im polnischen Generalkonsulat in Leipzig, auch solche aus Dresden und Chemnitz. Am 29. Oktober werden die Ausweisungen dann gestoppt und am 2. November beendet (ebd., S. 159, 170).

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