Lediglich ein einziger Spielfilm ist mir bislang bekannt, in dem die sächsischen Pogromereignisse thematisiert wurden: In der zwölfteiligen Fernsehserie „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“, die 1999 in der ARD mit Matthias Habich und Dagmar Manzel ausgestrahlt wurde, befasste sich eine der Folgen auch mit den Pogromexzessen.
Fiktive Erlebnisse in „Drehna“
Allerdings ging die Serie, die sich an den Tagebüchern Victor Klemperers orientierte, weit über die historische Vorlage hinaus: Gezeigt wird so unter anderem eine Szene in einem Ort namens „Drehna“, durch den das Ehepaar Klemperer auf einer Rückreise nach Dresden und einem Unfall fahren. Dort werden sie Zeuge der Pogromgewalt, wobei Regie und Drehbuch alle Elemente der Ausschreitungen ins Bild zu rücken versuchen: Feuer, Gewalt, Demütigung, Plünderung, Wohnungszerstörung, uniformierte und zivile Täter, die Tatenlosigkeit der Polizei sowie ein Beispiel von Zivilcourage sind hier extrem gedrängt zusammengeführt. Tatsächlich erlebt haben Victor und Eva Klemperer die dargestellte Szene allerdings nicht. Vielmehr ging es den Filmemachern hier wohl darum, den Bruch, den die Novemberpogrome für die als ‚Juden‘ Verfolgten bedeuteten, den Fernsehzuschauern vor Augen zu führen.
Die Klemperers als Retter eines Davidsterns
Nicht nur die Pogromerlebnisse in „Drehna“, sondern auch eine nachfolgende Szene sind erfunden: Darin beteiligt sich Victor Klemperer an der Rettung eines Davidsterns – vermutlich soll es ein Stern der Dresdner Synagoge sein. Er versteckt den Stern nicht nur, sondern bringt ihn dann mit seinem Auto auch noch in ein sicheres Versteck. Auch diese Szene ist, wie erwähnt, erfunden. Sie zeigt in ihrem Bezug aber zugleich, welch hoher Symbolgehalt den brennenden und zerstörten Synagogen für unser heutiges Bild von den Novemberpogromen als auch für die Erinnerungkultur zukommt.