Ab den 1970er-Jahren besuchten vermehrt kirchliche Gruppen die Dresdner Synagoge an der Fiedlerstraße und ließen sich in die Besonderheiten des Judentums wie die Geschichte der Dresdner Jüdischen Gemeinde einführen.
Besuch und Erinnerung
1983 kam so auch der Dresdner Bezirkskatechet M. Hofmann mit der Jüdischen Gemeinde in Kontakt, die er mit mehreren Ehepaaren besuchte. Hofmann erinnerte sich in diesem Zusammenhang auch seiner eigenen Erlebnisse mit der Pogromgewalt in Dresden, die er in seinem Dankschreiben an die Jüdische Gemeinde darlegte. Das Schreiben kam im Nachrichtenblatt des Verbandes der Jüdischen Gemeinde in der DDR zum Abdruck.
Darin heißt es:
„Am Morgen nach dieser unseligen Pogromnacht hatte sich unter uns Schülern der damaligen Neustädter Oberrealschule die Nachricht vom Brande des ehrwürdigen jüdischen Gotteshauses schnell verbreitet. Nach dem Unterricht gingen mein Freund und ich über die Carolabrücke und standen betroffen vor den rauchgeschwärzten Mauerresten: für den kleinen Quartaner waren es die ersten Trümmer in Dresden, die sich ihm als Zeichen der Gefährdung des Lebens, der Verfolgung, des Rassenwahns und der Intoleranz unauslöschlich eingeprägt haben. Angesichts dieses schrecklichen Brandmals empfand das Kind wohl zum ersten Male in seinem Leben eine tiefe Angst vor der Kälte des menschlichen Herzens. Inzwischen sind dreiundvierzig Jahre verstrichen, und vieles ist in dieser langen Zeit von der sich ständig verjüngenden Gegenwart verdeckt worden, [sic!] Dem Manne, der auch dem kleinen Quartaner herausgewachsen ist, blieb eine wichtige Erkenntnis: Diese erste Ruine in Dresden steht in einem ursächlichen Zusammenhang mit den Trümmerwüsten der Heimatstadt späterer Jahre. Aus dem Glauben an Gott hat ihm die unverrückbare Wahrheit dieser Entdeckung zu einer Antwort verholfen, die sich in der lapidaren Grundorientierung artikuliert: Verantwortlichkeit des einzelnen!“ (Hofmann, M.: [Bericht vom Besuch der Dresdner Synagoge], in: Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde von Berlin und des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik (1983), 3, S. 14).
Pogrom und Luftangriff
In seinen Erinnerungen zog auch Hofmann einen Verbindungslinie von der Synagogenzerstörung von 1938 und den Luftangriffen von 1945. Die Synagoge sei gleichsam die erste Ruine der Stadt gewesen, die Vorwegnahme der Zerstörung. Dieses Narrativ findet sich immer wieder bei Zeitzeugengesprächen und in autobiografischen Schriften von Personen, die beides, 1938 und 1945, erlebten.