Am 26. November 1998 erschien in der ‚Leipziger Volkszeitung‘ ein Leserbrief von Professor Dr. Günther Schmidt* aus Leipzig. Schmidt wendete sich darin ausdrücklich der Frage zu, was er am 10. November 1938 in der Messestadt erlebt hatte und wie er die Zuschauer wahrnahm:
„Damals noch ein Kind, erinnere ich mich doch, daß am Nachmittag dieses Tages ein ununterbrochener Menschenstrom die Stätten der Verwüstung in Augenschein nahm: den Brühl, der von Glasscherben übersät war, den Augustusplatz, wo die Geschäftsräume der Bekleidungsfirma Bamberger & Hertz ausgebrannt und am Café Felsche die Fensterscheiben von der Hitze geborsten waren, und wohl auch die Stätte der Synagoge (die ich selbst nicht gesehen habe). Es wäre nicht das richtige Wort, würde man die Menschen, die sich dort einfanden, zu „Schaulustigen“ erklären. Die gedrückte Stimmung – es wurde kaum ein Wort gesprochen – deutete auf verbreitete Mißbilligung dessen, was geschehen war. Es war eben die SA, die dort gewütet hatte, nicht das „Volk“, wie die Machthaber es sich gewünscht hätten“ (S. 26).
* Vermutlich der Philologe Ernst Günther Schmidt (1929-1999), genaue Nachrecherchen stehen hier noch aus.
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