Wegen der momentan anlaufenden Ausstellungen BRUCH|STÜCKE in Chemnitz, Leipzig und ab heute auch in Dresden erscheinen hier in den folgenden Tagen nur einige Auszüge aus der sächsischen Lokalpresse vom November 1938, die die Pogrome thematisieren. Diese Beiträge sind zentral gesteuert und unterliegen den Anweisungen aus Berlin. Sie beschönigen oftmals die Ereignisse und verbreiten antisemitisches Gedankengut – als Quellen sind sie entsprechend vorsichtig zu behandeln. Dies bitte ich bei den im Folgenden unkommentiert abgedruckten Quellenauszügen zu berücksichtigen.
Der Zwönitztaler Anzeiger vom 12./13. November 1938
„Leipzig, 12. November.
Wenn am Donnerstag wohl alle Volksgenossen Leipzigs von dem spontanen Ausbruch der Empörung gegen das Weltjudentum mit ergriffen waren, so folgte der Erregung der ersten Stunden bald wieder die alltägliche Ruhe und überraschend schnell ging es an die Aufräumungsarbeiten. Man möchte von dem jüdischen Spuk so bald als möglich nichts mehr sehen, und man erwartet auch, daß es nicht zu einer Wiedereröffnung der Einzelhandelsgeschäfte in Judenhand kommt.
Vielen sind an diesem Tage erst die Augen geöffnet worden, wie ungemein stark der Jude noch im Geschäftsleben vertreten war, wie er gerade in jenen Stadtteilen Fuß gefaßt hatte, die dicht bevölkert sind. Man brauchte nur einmal im Osten durch die Eisenbahnstraße zu gehen, um zu erkennen, wie sich hier die Juden breitgemacht hatten.
Nun sind die Scherben der zerschlagenen Fenster beseigt, die Schaufenster selbst überall mit Brettern verschalt. Es ist Tag und Nacht gearbeitet worden, und man hat in jeder Hinsicht Sorge dafür getragen, daß sich alles in Würde und Ordnung abspielte. Mit Genugtuung nahm man zur Kenntnis, daß die jüdischen Geschäfte geschlossen bleiben.
Am Freitag morgen war der Verkehr wieder vollständig in seinen alten Bahnen. Auch die Linie 6 konnte wieder durch die Grimmaische Straße und an der Synagoge an der Gottschedstraße vorüberfahren. Die Aufräumungsarbeiten an dem restlos ausgebrannten Judentempel waren so weit gediehen, daß keine Einsturzgefahr mehr bestand. Einzig der Durchgang bei Apels Garten ist noch gesperrt. Auch der hier gelegene Judentempel ist restlos ausgebrannt, unter Schutt glimmte aber teilweise noch das Feuer, und verschiedene Mauern mußten abgetragen werden. Die Feuerlöschpolizei war damit den ganzen Tag über beschäftigt. Sie hatte einen schweren Kraftwagen als Zugmaschine in den Dienst gestellt, stählerne Seile wurden an Mauern befestigt und diese nach und nach zum Einsturz gebracht.
Im übrigen konnte man an verschiedenen Geschäften nun plötzlich ein Schild lesen ‚In der Entjudung begriffen‘. Die Hebräer hätten sich eher darauf besinnen sollen …“.