Nicht nur in künstlerischen Werken schlugen sich die Ereignisse der Novemberpogrome nieder, sondern sie fanden mit Bezug auf Sachsen auch in die Literatur Eingang.
Elsa Hinzelmann
Zu dem Autorinnen, die sich der Geschichte der Dresdner Synagoge und der Zerstörung des Gebäudes einhundert Jahre nach der Grundsteinlegung 1938 zuwendete, war Elsa Hinzelmann (1895-1969). Sie war für ihre Kinderbücher bekannt, verfasste unter dem Pseudonym Margrit Hauser aber auch Bücher für Erwachsene.
Hinzelmann wuchs in Dresden auf, kannte also die Stadt und Synagoge. Ab 1936 lebte sie in der Schweiz. Ihr Mehrgenerationenroman ‚Frauenbetplatz Nr. 9‘ gibt einen Einblick in die Geschichte des 1840 geweihten Synagogenbaus in Dresden.
„Der Qualm lag stinkend über den Dächern …“
Der Roman endet mit der Zerstörung der Dresdner Synagoge, deren Ruine von der Romanfigur Bettina Ascher, einer Ururenkelin der Stifterin des Frauenbetplatzes Nr. 9, Helena Wolfsohn, vor ihrer Abreise aus Dresden am 10. November 1938 noch sah. Im Roman heißt es dazu unter anderem:
„Der Qualm lag stinkend über den Dächern und trübte das Morgenlicht, das einen schönen Tag versprach. […].
Für einen Augenblick schwindelte es ihr; aber dann ging sie festen Schrittes und unbewegten Gesichtes dorthin, wo der Qualm seinen Ausgang nahm und eine Menschenmenge stand.
Schwarze, fensterlose Mauern, das Dach eingestürzt – zerstört der Tempel, begraben der Frauenbetplatz Nr. 9 …
Nichts war zu hören als das leise Prasseln und Krachen aus dem Innern der Ruine. Die Menge verharrte in eisigem Schweigen und starrte auf das schwelende Gotteshaus; der ein oder andere der Männer hielt seinen Hut in der Hand.
[…] Der Abschied war endgültig“ (Hauser, Margrit [d. i. Elsa Hinzelmann]: Frauenbetplatz Nr. 9 (1838-1938), Zürich 1967, S. 438).