In der ‚Sächsischen Zeitung‘ (Ausgabe Dresden) erschien am 16. November 1998 ein Leserbrief von Gertraud Burkert, der auf die Pogromereignisse in Pirna Bezug nahm.
Wir sahen die Scherben
Burkert berichtete:
„Mit großer Betroffenheit verfolge ich einige Sendungen des Fernsehens anläßlich der Pogromnacht und schäme mich der Schuld, die Deutsche auf sich geladen haben. Im November 1938 war ich zwölf Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag. Weil er Jude war, wurde das Geschäft des Herrn [Alfred] Cohn,* gegenüber unserer Schule in Pirna, zerstört, geplündert und mit bösen Worten, die die Vernichtung seines Volkes heraufbeschworen, beschmiert. Wir sahen die vielen Scherben, wenn wir aus dem Fenster unseres Klassenzimmers blickten, und auch die Menschen, die tatenlos zuschauten. Unzählige Juden in Deutschland wurden wie er beschimpft, verfolgt und vernichtet. Unser Lehrer, Herr [Michael] Smie,** ein würdiger alter Herr mit weißem Haar, stand sehr erregt vor uns und sagte, daß das Unrecht sei und eines Christen unwürdig. Wir konnten das Geschehen nicht begreifen und wurden ganz still.“
* Der Kaufmann Alfred Cohn war im Adressbuch für Pirna auf das Jahr 1938 in der Schuhgasse 9 verzeichnet.
** Smie ist im Adressbuch von Pirna für das Jahr 1938 als Oberlehrer a. D. in der Weststraße 29 verzeichnet.