Zu den Augenzeugen, die in Dresden selbst als Jüdin verfolgt wurde, zählte auch Ilse Frischmann. Die auch durch ihre Bergsteigerleidenschaft bekannte Frischmann lebte mit ihren Eltern in der Markgrafenstraße in der Dresdner Neustadt.
Pogromübergriffe gegen kleine Geschäftsinhaber
Später erinnerte sich Frischmann wie folgt:
„Wir wohnten damals in der Markgrafenstraße, Ecke Louisenstraße. Meine Mutter hatte einen kleinen Laden mit Tabakwaren und Briefmarken. Untern im Haus war unser Laden, aber unsere Wohnung war im dritten Stock, mit Küche, Schlafzimmer und meinem Zimmer. […]. In unserem Haus wohnte ein Gestapomann, Köhler, der uns das Leben schwer machte. Er brachte eines Tages an und in unserem Haus gelbe Schilder an mit der Warnung, wir, die Frischmanns, seien Juden und wer mit uns verkehrt, sei ein Staatsfeind.
In der Nacht des 9. November 1938 kamen SA-Männer mit Lastwagen und Fackeln laut grölend durch unsere Straße. Wir standen am Fenster, hinter den Gardinen, und sahen, wie sie das Textilgeschäft von Natowitz verwüsteten. Dann splitterten in unserem Haus unten die Scheiben“ (abgedruckt in: Stellmacher, Hildegard (Red.): Juden in Sachsen. Ihr Leben und Leiden, Berlin 1994, S. 96).
Nicht nur das Geschäft der Mutter war in der Neustadt betroffen, sondern auch das von Ignatz Natowitz auf der Louisenstraße 55.