Während viele Menschen angesichts der Pogrome wie gelähmt waren, halfen einige den Verfolgten mit Verstecken, Nahrung oder Informationen. Wieder andere nutzten die Gelegenheit, durch die Übernahme von ‚jüdischen’ Geschäften oder durch Beteiligung an den Plünderungen die eigene wirtschaftliche Position zu verbessern. All diese Fälle gab es auch in Sachsen vielfach.
Öffentliche Gewalt – die Mitwissenden
Wer wusste von den Pogromen? – diese Frage ist sicherlich eine, die gerade angesichts des jahrelangen Schweigens nach 1945 einer Antwort bedarf. Einerseits fanden die Pogrome auch in Sachsen im öffentlichen Raum statt. Bereits die zahlreichen Fotografien belegen, dass eine große Zahl von Schaulustigen die Orte der Gewalt und Zerstörung aufsuchten. Andererseits zeigen der Blick in die Tagespresse als auch das Wissen um Radiosendungen, dass das Thema medial breitenwirksam aufbereitet und von einer antisemitischen Kampagne begleitet war.
Wer keine Zeitung las, kein Radio hörte und nicht in einem Pogromort lebte, der konnte gleichwohl über umlaufende Gerüchte und Erzählungen etwas von den Verfolgungen erfahren. Der Historiker Robert Gellately und andere sind deshalb der festen Überzeugung, dass ein Wissen um die Gewalt als auch frühere wie spätere Formen der Judenverfolgung zumindest zu erahnen, wenn nicht bekannt waren.
Buchempfehlung: Gellately, Robert: Hingeschaut und weggesehen. Hitler und sein Volk, Stuttgart 2002.