Mit den Pogromereignissen von 1938 gingen nicht nur in Sachsen Beschlagnahmungen von Archiv- und Bibliotheksbeständen der jüdischen Gemeinden einher. Vielmehr kam es im gesamten Deutschen Reich auf Anweisung von Reinhard Heydrich zur Beschlagnahme entsprechenden Materials, das unter anderem zum Aufbau einer ‚Gegnerbibliothek‘ genutzt werden sollte.
Hamburger Bücher in Sachsen
Nach den Novemberpogromen wurden auch Bücher der Bibliothek des Jüdischen Religionsverbands Hamburg beschlagnahmt. Im Sommer 1943 wurden diese Bestände zum Schutz vor Kriegseinwirkungen nach Sachsen in die Schlösser Weißig und Hermsdorf ausgelagert. Bücher, die andernorts nach den Pogromen geraubt wurden, und ihre Geschichten gelangten somit auch auf das Gebiet des heutigen Freistaats Sachsen. Sie bilden einen weiteren, bislang kaum beachteten Aspekt der Pogromgeschichte ab.
Provenienzrecherche und Restitution
Im Rahmen eines Provenienzprojekts zur Überprüfung der nach 1945 erworbenen Bestände der SLUB Dresden wurden im September 2018 drei Bände der ehemaligen Hamburger Gemeindebibliothek identifiziert. Die Werke wurden an die Jüdische Gemeinde Hamburg zurückgegeben.