1938 erschienen mehrere Abhandlungen, die sich der Geschichte und Rolle von Juden in den sächsischen Großstädten unter rassischen und antisemitischen Gesichtspunkten zuwendeten. Hierzu gehörte auch eine Arbeit Johannes G. Hartensteins, die 1938 unter dem Titel: ‚ Die Juden in der Geschichte Leipzigs. Von der Entstehung der Stadt an bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts‘ im Berliner Theodor Fritsch-Verlag erschien.
Eine Untersuchung des ‚rassenmäßigen Verhaltens der Juden‘
Hartenstein beabsichtigte mit seiner Studie, das rassenmäßige Verhalten der Juden in Leipzig bis Anfang 19. Jahrhundert zu untersuchen. Danach seien die Juden auch in andere Berufe eingedrungen (S. 6 f.). Der Autor, dessen Biografie ich bislang noch nicht kenne, betonte dabei, dass die bisher erschienenen Bücher ‚zum jüdischen Anteil an den Leipziger Messen‘ mit Schönheitsfehlern behaftete seien: Entweder stammten diese von Juden selbst oder wurde zumindest deren Drucklegung von solchen ermöglicht. In der Konsequenz, so Hartenstein, werden in diesen Büchern deshalb immer vom ‚jüdischen Standpunkt‘ aus geurteilt (S. 7).
Ein pauschales Fazit gegen die Juden
In seinem Fazit zu seiner Studie hält der Autor fest: „Es ist kein schmeichelhaftes Bild vom Juden, das die Leipziger Stadtgeschichte widerspiegelt. Grundzug seines Charakters ist seine Habsucht und Geldgier“ (S. 128). Der ‚Jude‘ betrüge, sei geldgierig und sein Handeln gegen das Volk, in dem er lebe gerichtet. Er leiste gegen das Gesetz Widerstand und schände deutsche Mädchen, so die pauschalen Vorurteile Hartensteins (S. 128 f.). In der Schlussfolgerung betont er: „Aber gerade dieser Handel läßt die Eigenart des Judentums, seine Wesensverschiedenheit vom deutschen Volke scharf hervortreten. Es kann keine Gemeinschaft geben, wo die Notlage des einen Teils der Bevölkerung einem andern Teil höchsten Gewinn bedeutet“ (S. 129).
Hartensteins Studie erschien 1938, in einem Jahr also, das nicht nur Pogromgewalt, sondern auch die massive Verschärfung der antisemitischen Politik und Ausgrenzung kennzeichneten. Hierfür lieferte es eine, zwar auf einzelnen historischen Fakten beruhende, in ihrer Deutung jedoch pseudowissenschaftliche Grundlage.
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