Bereits 1939 gedachten ins Exil geflohene Juden der Pogromgewalt vom November 1938 im Deutschen Reich. Nicht nur in Großbritannien fanden in den Synagogen Gedenkgottesdienste statt. Zudem wurden Memorbücher für die zerstörten Synagogen und jüdischen Gemeinden angelegt sowie Augenzeugenberichte gesammelt.
Die Exilpresse erinnert an die Gewalt
In New York erschien im November 1939 ein Artikel in der deutschsprachigen jüdischen Zeitung ‚Der Aufbau‘, der nochmals ein Resümee der Pogromgewalt zu ziehen versuchte und gleichzeitig im Kontext des inzwischen ausgebrochenen Zweiten Weltkriegs stand. Darin hieß es: „Die Tatsache, dass es am 10. November 1938 möglich war, auf das Kommando einer kleinen Bande von demoralisierten Machthabern hin, den Mob zum Rauben, Töten und Plündern loszulassen, soll uns immer daran erinnern, wie oberflächlich jene Tünche an manchen Leuten haftet, die sie so gern Nächstenliebe und Humanität nennen. Am 10. November 1938 ist etwas noch viel Schlimmeres geschehen: Die Masse des deutschen Volkes, die Masse jener Menschen, die wir lange Zeit für aufrecht und ehrlich, für rechtlich denkend und mutig gehalten hatten, die Masse der Deutschen hat nichts, gar nichts getan, um dem Mord und Raub an der wehrlosen jüdischen Bevölkerung Einhalt zu gebieten“ (zitiert nach: Gross, Raphael: November 1938. Die Katastrophe vor der Katastrophe, München 2013, S. 83).